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Miscellaneous

 

Hölle Vierter Gesang:
9 deutschsprachige Übersetzungen

Karl Streckfuß (Halle 1824)
Philaletes (König Johann von Sachsen) (Dresden 1849)
L. G. Blanc (Halle 1864)
Karl Bartsch (Leipzig 1877)
Otto Gildemeister (Berlin 1888)
Richard Zoozmann (Leipzig 1906)
Karl Vossler (München 1941)

Hermann Gmelin (Stuttgart 1949)
Ida und Walther von Wartburg (Zürich 1963)

 

DANTE 1

 

Ruppemi l'alto sonno nella testa
Un greve tuono, sì ch'io mi riscossi
Come persona che per forza é desta;

   

Karl Streckfuß 1

Mir brach den Schlaf im Haupt ein Donnerkrachen
So schwer, daß ich zusammenfuhr dabei,
Wie Einer, den Gewalt zwingt, zu erwachen.

   

Philaletes 1

Mir brach den tiefen Schlummer in dem Haupte
En schwerer Donner so, daß ich mich schüttelt',
Gleich einem, welcher mit Gewalt geweckt wird,

   

L. G. Blanc 1

Es brach den tiefen Schlaf in meinem Haupte
Ein schwerer Donner, so daß ich empor fuhr
Wie einer der gewaltsam wird gewecket.

   

Karl Bartsch 1

Den Tiefen Schlaf im Haupt brach mir mit Krachen
Ein Donner, und ich fuhr empor wie Der,
Den man gewaltsam nöthigt zum Erwachen

     
Otto Gildemeister 1

Den tiefen Schlaf aus meinem Haupte schreckte
Ein schwerer Donner, und mich schüttelnd sprang
Ich auf, wie einer den man plötzlich weckte.

   

Richard Zoozmann 1

Den tiefen Schlaf zersprengte mir im Haupte
Ein Donnerkrach, daß ich zusammenschreckte
Wie einer den man jäh des Schlafs beraubte,

     
Karl Vossler 1

Ein dumpfer Donner brach den tiefen Schlaf
im Haupte mir und jäh fuhr ich empor,
wie ein gewaltsam Wachgerüttelter.

     
Hermann Gmelin 1 Den festen Schlaf in meinem Kopf zerschlug mir
Ein schwerer Donner, daß ich mich geschüttelt
Wie einer, der gewaltsam aufgeweckt wird.
     
Ida u. Walther von Wartburg 1

Da brach den tiefen Schlaf im Haupte mir
ein dumpfer Donner - jäh furh ich empor
wie einer, der gewaltsam aufgeweckt.

     
     

DANTE 4

 

E l'occhio riposato intorno mossi,
Dritto levato, e fiso riguardai
Per conoscer lo loco dov'io fossi.

     
Streckfuß 4

Ich warf umher das Auge wach und frei,
Emporgerichtet spähend, da ich sähe
Und unterschied', an welchem Ort ich sei.

   
Philaletes 4 Und wandte rings das ausgeruhte Auge
Und richtete mich auf und schaute starrend,
Den Ort zu unterscheiden, wo ich wäre.
   
Blanc 4 Und ganz nun aufgerichtet fandt' ich rings
Das ausgeruhte Aug' und schaute scharf hin,
um zu erkennen, wo ich mich befände.
   
Bartsch 4 Mein ausgeruhtes Auge schweift' umher;
Grad aufgerichtet, blickt' ich in die Runde,
Die Stätte zu erspähn, an der ich wär'.
   
Gildemeister 4 Mein ausgeruhtes Auge schweift' entlang
Und spähte scharf, sobald ich mich erhoben,
Zu sehen, wo ich sei auf meinem Gang.
     
Zoozmann 4

Mit ausgeruhtem Aug mich aufwärtstreckte
Und prüfend spähte rundherum alsbald,
Daß ich genauer, wo ich wär, entdeckte.

     
Vossler 4

Das ausgeruhte Auge ließ ich wandern
ringsum und in die Höh und blickte scharf,
um auszukunden, wo ich denn nun war.

     
Gmelin 4

Das ausgeruhte Auge ließ ich schweifen,
Indem ich mich erhob und schärfer spähte,
Um zu erkennen, wo ich hingeraten.

     
von Wartburg 4

Das ausgeruhte Auge ließ ich schweifen,
hoch aufgerichtet blickt' ich scharf umher,
um zu erspähn, an welchem Ort ich stände.

     
     

DANTE 7

 

Vero é che in su la proda mi trovai
Della valle d'abisso dolorosa
Che tuono accoglie d'infiniti guai.

     
Streckfuß 7

So fand ich mich am Thalrand, in der Nähe
Des qualenvollen Abgrunds, dessen Kluft
Zum Donnerhall vereint unendlich Wehe.

     
Philaletes 7

Und in der Tat fand ich mich an dem Rande
Der schmerzensreichen Niederung des Abgrunds,
Endlosen Jammers Donnertön' umschließend.

     
Blanc 7

Die Wahrheit ist, daß ich mich an dem Rande
Des schmerzerfüllten Thals des Abgrunds fand,
Das Tön' unendlicher Wehklage aufnimmt.

     
Bartsch 7

Und ich erfand mich an dem jähen Schlunde
Des schmerzenvollen Thales, dessen Kluft
Endloser Klagen Donner birgt im Grunde.

     
Gildemeister 7

Wahr ist's, ich stand jetzt auf dem Rande oben
Der Senkung zu dem Abgrund aller Qual,
Wo Donner ew'gen Wehgeheules toben.

     
Zoozmann 7

Ich fand mich wirklich dicht am Felsenspalt,
Der abwärts führt zum schmerzensreichen Grunde,
Draus ewger Jammer donnernd widerhallt.

     
Vossler 7

Und in der Tat, am Rand des Tales stand ich,
das in den Abgrund allen Schmerzes führt,
wo ungezähltes Weh sich staut und rollt.

     
Gmelin 7

In Wahrheit nun befand ich mich am Rande
Des schmerzenvollen, abgrundtiefen Tales,
Das widerhallt von Klagen ohne Ende.

     
von Wartburg 7

Wahr ist's, daß ich am Rande mich befand
des Tals zum schmerzenvollen Abgrund,
der widerhallt von grenzenlosen Klagen.

     
     

DANTE 10

 

Oscura e profonda era e nebulosa,
Tanto che, per ficcar lo viso al fondo,
Io non vi discerneva alcuna cosa.

     
Streckfuß 10

Tief war er, dunkel, nebelhaft die Luft,
Drum wollte nichts sich klar dem Blicke zeigen,
Den ich geheftet an den Grund der Gruft.

     
Philaletes 10

So düster war sie und so tief und neblig,
Daß, ob zum Grund ich heftete die Blicke,
Ich nichts zu unterscheiden drin vermochte.

     
Blanc 10

Tief war es, nebelangefüllt und dunkel,
Daß wie mein Blick die Tiefe auch erforschte,
Ich doch darin nichts unterscheiden konnte.

     
Bartsch 10

Tief war es, dunkel, nebelvoll die Luft,
Und unterscheiden konnt' ich dort nichts weiter,
Wie forschend auch der Blick drang in die Gruft.

     
Gildemeister 10

Schwarz war und tief und neblig dieses Thal;
Ich unterschied nur Dunkelheit, nichts weiter,
So scharf hinabfuhr meines Auges Strahl.

     
Zoozmann 10

Ob ich den Blick auch schickte tief zum Schlunde,
So schwarz blieb der, so neblig allerseiten,
Daß nichts ich unterschied in weiter Runde.

     
Vossler 10

Ein dunkles, tiefes nebeldunstig Tal.
So weit mein Blick hinunterbohren mochte,
erfaßt er nirgend ein bestimmtes Ding.

     
Gmelin 10

So dunkel war es, tief und so voll Nebel,
Daß ich die Blicke wohl zum Grunde bohrte.
Doch nichts dort unten unterscheiden konnte.

     
Wartburg 10

Tief war es, dunkel und verhüllt von Nebel,
mocht' ich auch fest den Blick zur Tiefe senden,
konnt' ich doch klar kein Ding für sich erkennen.

     
     

DANTE 13

 

 

"Or discendiam quaggiù nel cieco mondo"
Cominciò il poeta tutto smorto;
"Io sarò primo, e tu sarai secondo."

     
Streckfuß 13

"Laß uns zur blinden Welt hinuntersteigen,
Ich bin der Erste, du der Zweite dann,"
So sprach Virgil, um drauf erblaßt zu schweigen.

     
Philaletes 13

"Jetzt steigen zu der düstern Welt wir nieder,"
Begann zu mir ganz totenbleich der Dichter,
"Ich selber geh' voraus, du wirst mir folgen!"

     
Blanc 13

Laß jetzt hinab zur blinden Welt uns steigen!
Begann nunmehr mein Dichter, ganz erblaßt;
Der erste will ich sein, sei du der zweite!

     
Bartsch 13

Und todtenbleich begann nun mein Geleiter:
‘So mög' uns denn die blinde Welt umfangen;
Ich sei der erste, folge du als zweiter.'

     
Gildemeister 13

Ganz todtenbleich begann nun mein Begleiter:
"Jetzt steigen wir hinab zur finstren Welt:
Ich will der erste sein, und du sei zweiter."

     
Zoozmann 13

"Laß uns zur blinden Welt nun abwärtsgleiten,"
Sprach der Poet zu mir mit blassen Wangen,
"Ich geh zuerst und du wirst nach mir schreiten!"

     
Vossler 13

"Wir steigen jetzt hinab ins blinde Reich."
Mein Dichter sprach's und wurde totenblaß.
"Ich will vorangehn, und du sollst mir folgen."

     
Gmelin 13

"Nun steigen wir hinab zur blinden Tiefe",
Begann der Dichter, gänzlich sich verfärbend,
"Ich geh zuerst, du wirst als zweiter folgen."

     
von Wartburg 13

"So gehn wir denn hinab ins finstre Reich",
begann der Dichter und war blaß geworden,
"ich geh' voran, du folgst als zweiter nach."

     
     

DANTE 13

 

Ed io, che del color mi fui accorto,
Dissi: "Come verrò, se tu paventi,
Che suoli al mio dubbiare esser conforto?"

     
Streckfuß 16

Ich, sehend, wie die Bläss' ihn überran,
Sprach: ""Scheust du selber dich, wie kann ich's wagen,
Der Trost im Zweifel nur durch dich gewann?""

     
Philaletes 16

Und ich, der seiner Farbe inne worden,
Sprach: 'Wie komm' ich hinab, wenn du erschauderst,
Der du mich sonst ermutigt, wenn ich zagte?"

     
Blanc 16

Und ich, der sein Erblassen wohl bemerkte,
Sprach: Wie nur soll ich kommen, wenn du zagest,
Der Trost mir sonst bei meinem Bangen giebt?

     
Bartsch 16

Und ich, dem sein Erbleichen nicht entgangen,
Sprach: Wie komm' ich hinab, wenn du willst zagen,
Der du mein Trost in meines Zweifels Bangen.

     
Gildemeister 16

Und ich, gewahrend wie ihn Bläß' entstellt,
Versetzte: "Kann ich gehn, wo angstbeklommen
Mein Tröster steht, der sonst mich aufrecht hält?"

     
Zoozmann 16

Sein bleiches Aussehn war mir nicht entgangen,
Drum ich: "Du schauderst schon - und ich solls wagen,
Ich, der von dir erst Mut und Trost empfangen?"

     
Vossler 16

Wie er erblaßte, hatt ich wohl bemerkt
und sprach: "Wie soll ich gehn, wenn du erschauerst,
der du mich Zagenden zu stärken pflegst."

     
Gmelin 16

Und ich, der seine Blässe wohl bemerkte,
Sprach: "Wie soll ich denn gehn, wenn du dich fürchtest,
Der sonst in meinen Zweifeln mich getröstet?"

     
von Wartburg 16

Und ich, der ich die Farbe wohl bemerkt,
ich sprach: "Wie soll ich gehn, wenn's dir schon bangt,
der Stütze du mir warst in meinem Zagen?"

     
     

DANTE 19

 

Ed egli a me: "L'angoscia delle genti
Che son quaggiù, nel viso mi dipigne
Quella pietà che tu per tema senti.

     
Streckfuß 19

Und er zu mir: "Des tiefen Abgrunds Plagen
Entfärben mir durch Mitleid das Gesicht,
Und nicht, so wie du meinst, durch feiges Zagen.

     
Philaletes 19

Und er zu mir: "Es malt die Angst der Seelen
Dort unten wohl mir des Erbarmens Züge
Aufs Angesicht, wo Furcht du glaubst zu lesen.

   

 

Blanc 19

Und er zu mir: Der Jammer jener Leute,
Die unten dort, malt mir auf das Gesicht
Des Mitleids Farbe, die als Furcht du deutest.

     
Bartsch 19

Und er zu mir: ‘Das jammervolle Klagen
Des Volks da drunten malt auf mein Gesicht
Des Mitleids Farbe; nimm es nicht für Zagen

     
Gildemeister 19

Und er zu mir: "Die Qual, zu der wir kommen,
Der Seelen drunten malt aufs Angesicht
Das Mitleid mir, das du für Furcht genommen.

     
Zoozmann 19

Und er darauf: "Nur Mitleid mit den Plagen
Der Seelen drunten bleicht mir das Gesicht,
Nicht Furcht, wie du zu lesen glaubst, noch Zagen.

     
Vossler 19

"Die Not der Menschen, die da unten zittern",
erwidert er, "verfärbt mir das Gesicht,
und Mitleid ist, was du als Furcht verstehst.

     
Gmelin 19

Und er zu mir: "Die Qualen dieser Leute,
Die drunten sind, verfärbten mir das Antlitz
Vor Mitleid, was du dann für Furcht gehalten.

     
von Wartburg 19

Und er zu mir: "Die Qualen all der Leute
da drunten malen mir ins Angesicht
das Mitleid, das für Furcht du halten magst.

     
     

DANTE 22

 

Andiam, chè la via lunga ne sospigne."
Così si mise e così mi fe'entrare
Nel primo cerchio che l'abisso cigne.

     
Streckfuß 22

Fort, zaudern läßt des Weges Läng' uns nicht."
So ging er fort und rief zum ersten Kreise
Mich auch hinein, der jene Kluft umflicht.

     
Philaletes 22

Wohlan denn; fort! Uns treibt des Weges Länge!"
So schritt er vorwärts und ließ ein mich treten
Zum ersten Kreise, der den Abgrund gürtet.

     
Blanc 22

Gehn wir! Es treibt der lange Weg zur Eile.
So trat er ein und ließ auch mich betreten
Der Kreise ersten, der den Abgrund gürtet.

     

Bartsch

22

Auf! Säumen läßt der langen Weg uns nicht.'
So trat er ein, so sah ich mich gekommen
Zum ersten Kreise, der den Schlund umflicht.

     
Gildemeister 22

"Des Weges Länge treibt uns; säume nicht."
So mußt' ich mich mit ihm hinabbegeben
Zum ersten Kreise, der die Höll' umflicht.

     
Zoozmann 22

Wohlauf! der lange Weg erlaubt uns nicht,
Zu zaudern!" - Und er ging und ließ mich schreiten
Zum ersten Kreis, der diesen Schlund umflicht.

     
Vossler 22

Doch vorwärts! Eile heischt der lange Weg."
Und damit drang er ein und führt mich ein
zum ersten Ring, der um den Abgrund läuft.

     
Gmelin 22

Gehn wir, es treibet und des Weges Länge."
So trat er selbst, und ließ mich mit sich treten
Zum ersten Kreise, der den Abgrund gürtet.

     
Wartburg 22

Gehn wir, der lange Weg drängt uns zur Eile."
So brach er auf und führte mich hinein
zum ersten Rund, das um den Abgrund kreist.

     
     

DANTE 25

 

Quivi, secondo che per ascoltare,
Non avea pianto mai che di sospiri,
Che l'aura eterna facevan tremare.

     
Streckfuß 25

Mir schien, nach meinem Ohr, des Klanges Weise,
Der durch die Luft hier bebt im ewigen Thal,
Nicht Klaggeschrei, nur Seufzer dumpf und leise.

     
Philaletes 25

Hier, dem gemäß, was ich erlauschen konnte,
Gab es kein Jammern, sondern nur wie Seufzer,
Davon die ew'gen Lüft' erzittern mußten;

     
Blanc 25

An diesem Orte, wie das Ohr verrieth,
Gab's andre Klagen nicht als Seufzer nur,
Wovon die Luft hier ewiglich erbebte.

     
Bartsch 25

Dorther entstieg, so viel mein Ohr vernommen,
Kein Klageruf, es bebte nur die Weiden
Die ewige Luft von Seufzern bangbeklommen.

     

Gildemeister

25

Da hört ich nirgend Klage sich erheben;
Von Seufzern nur schien er erfüllt zu sein,
Davon die ew'gen Lüfte rings erbeben.

     
Zoozmann 25

Doch scholl kein Weheruf in diesen Weiten,
Wie mir mein Ohr bewies - nur Seufzer klangen,
Den ewgen Lüften Zittern zu bereiten:

     
Vossler 25

Da war, so viel man lauschend merken konnte,
kein Weinen, nur ein leises Seufzen noch,
das zitternd durch die ewigen Lüfte ging;

     
Gmelin 25

Dort gab es, wenn man auf das Hören achtet,
Kein andres Klagen als nur Seufzerlaute,
Die jene ewige Luft erzittern ließen.

     
Wartburg 25

Dort war, soviel das Ohr vernehmen konnte,
kein lautes Weinen, aber Seufzerklagen,
von denen rings die ewge Luft erbebte,

     
     

DANTE 28

 

Ciò avvenìa di duol senza martiri
Ch'avean le turbe, ch'eran molte e grandi,
D'infanti e di femmine e di viri.

     
Streckfuß 28

Und dieses kam vom Leiden ohne Qual
Der Kinder, Männer und der Frau'n in Schaaren,
Die viele waren und von großer Zahl.

     
Philaletes 28

Und dies kam her von Leiden ohne Marter,
So Scharen, groß und zahlreich, hier erlitten,
Von Kindern und von Weibern und von Männern.

     
Blanc 28

Und solches kam von Trauer ohnen Qualen
Der vielen und der großen Schaaren hier
Von Kindern und von Frauen und von Männern.

     
Bartsch 28

Und dieses kam von marterlosem Leiden,
Das viele große, ungezählte Scharen
Von Kindern, Fraun und Männern dort erleiden.

     
Gildemeister 28

Und solches kam von Trauer ohne Pein.
Die große Scharen dort im Herzen tragen,
Von Kindern, Männern, Frauen, groß und klein.

     
Zoozmann 28

Und dies entstand von marterlosem Bangen,
Von Reue ohne Qual, die über Scharen
Von Männern, Weibern, Kindern war ergangen.

     
Vossler 28

es kam von einem Leiden ohne Qual,
darunter schmachteten in großen Scharen
gar viele Kindlein, Weiber auch und Männer.

     
Gmelin 28

Und dies geschah durch Schmerzen ohne Qualen
Bei jenen Scharen, die gar groß und viele,
Von Kindern und von Frauen und von Männern.

     
von Wartburg 28

Dies kam von Leiden ohne Schmerzensqual,
die jene ungezählte Schar erduldet,
von Kindern und von Frauen und von Männern.

     
     

DANTE 31

 

Lo buon Maestro a me: "Tu non dimandi
Che spiriti son questi che tu vedi?
Or vo' che sappi, innanzi che più andi,

     
Streckfuß 31

Da sprach der Meister: "Willst du nicht erfahren:
Zu welchen Geistern du gekommen bist?
Bevor wir fortgehen, will ich offenbaren,

     
Philaletes 31

Zu mir der gute Meister: "Du erfragst nicht,
Wer diese Geister sind, die du erblickest?
Jetzt sollst du wissen, eh' du weiter gehest,

   

Blanc 31

Du fragst nicht, sprach zu mir der gute Meister,
Was das für Geister sind, die du hier siehst?
So sollst du wissen, eh' du weiter gehest:

   

Bartsch 31

Der Meister sprach: ‘Und willst du nicht erfahren,
Was dies für Geister, die du schaust allhie?
Laß, eh du fortgehst, mich dirs offenbaren.

     
Gildemeister 31

Der gute Meister sprach: "Du willst nicht fragen,
Zu welchen Geistern du gekommen bist;
Bevor du weitergehst, will ich es sagen.

   

Zoozmann 31

Der gute Meister sprach: "Drängt zu erfahren
Dichs nicht, was du für Geister hier erschaut?
Ich will dirs, eh wir fortgehn, offenbaren.

   

Vossler 31

Der gute Meister sprach: "Willst du nicht wissen,
was es für Geister sind, die du hier siehst?
So merke dir, bevor du weitergehst,

   

Gmelin 31

Der gute Meister sagte zu mir: "Warum
Fragst du nicht, welche Geister hier zu sehen?
Nun sollst du wissen, eh du weiterschreitest,

   

von Wartburg 31

Der gute Meister sprach: "Du fragst mich nicht,
was das für Geister seien, die du siehst,
doch sollst du's wissen, eh du weitergehst.

     
     

DANTE 34

 

Ch'ei non peccaro; e s'elli hanno mercedi,
Non basta, perchè non ebber battesmo,
Ch'è porta della fede che tu credi.

   

Streckfuß 34

Daß sie nicht sündigten: doch gnügend mißt
Nicht ihr Verdienst, da sie der Tauf' entbehrten,
Die Pfort' und Eingang deines Glaubens ist.

   

Philaletes 34

Daß sie nicht Sünder waren, und doch gnügte
Nicht ihr Verdienst, weil sie der Tauf' entbehren,
Was ja ein Satz des Glaubens, den du glaubest.

   

Blanc 34

Sie sündigten wohl nicht, doch ihr Verdienst
Genüget nicht, dieweil sie nicht getauft;
Was ja ein Theil des Glaubens, der der deine.

   

Bartsch 34

Nicht Sünder sind sie. Doch Verdienst kann nie
Der Taufe Mangel zum Ersatze dienen,
Denn deines Glaubens Pforte ja ist sie.

   

Gildemeister 34

"Nicht Sünder sind's, doch unzulänglich ist
All ihr Verdienst, weil sie der Tauf entbehrten,
Die als ein Stück des Glaubens kennt der Christ.

   

Zoozmann 34

Nicht Sünder warens - doch nicht groß und laut
Genug war ihr Verdienst, denn sie entbehrten
Der Taufe, die den Glauben zeugt und baut.

   

Vossler 34

zwar sündigten sie nicht, doch ihr Verdienst
genügt nicht, weil die Taufe ihnen fehlt,
die erst den Zugang schafft zu eurem Glauben.

   

Gmelin 34

Daß sie nicht sündigten, doch die Verdienste
Genügten nicht, da noch dier Taufe fehlte,
Die erst das Tor zu deinem Glauben öffnet.

   

von Wartburg 34

Denn sie sind sündelos, doch ihr Verdienst
genügt nicht, denn sie blieben ohne Taufe,
die doch das Tor zu deinem Glauben ist.

     
     

DANTE 37

 

E se furon dinanzi al Cristianesmo,
Non adorar debitamente Dio:
E di questi cotai son io medesmo.

     
Streckfuß 37

Und lebten sie vor Christo auch, so ehrten
Sie doch den Höchsten nicht, wie sich's gebührt
Und diese Geister nenn' ich selbst Gefährten.

   

Philaletes 37

Und da sie vor dem Christentume lebten,
Ward Gott von ihnen würdig nicht verehret,
Und so bin ich von diesen selber einer.

   

Blanc 37

Und lebten sie auch vor dem Christenthume,
So ehrten sie doch Gott nicht wie sie sollten:
Und solcher Geister einer bin ich selbst.

   

Bartsch 37

Sie lebten, eh das Christenthum erschienen,
Drum dienten Gott nicht würdig ihre Seelen;
Und auch ich selbst bin einer unter ihnen.

   

Gildemeister 37

"Sie waren vor dem Christentum und ehrten
Deshalb den Schöpfer nicht, wie er's begehrt;
Ich selbst bin einer der zu spät belehrten.

   

Zoozmann 37

Weil sie vor Christo lebten, also ehrten
Sie auch nicht Gott, wie sichs mit Fug gebührte -
Ich selbst bin einer dieser Unbekehrten.

   

Vossler 37

Und, so sie vor dem Christentum schon lebten,
verehrten sie noch nicht genug den Herrn.
Zu diese Mangelnden gehör auch ich.

   

Gmelin 37

Und wenn sie vor dem Christentume lebten ,
so haben sie nicht richtig Gott verehret.
Ich selbst gehöre auch zu diesen Leuten.

   

von Wartburg 37

Und wenn sie vor dem Cristentum schon lebten,
so haben Gott sie würdig nicht verehrt,
und einer unter diesen bin ich selbst.

     
     

DANTE 40

 

Per tal difetti, e non per altro rio,
Semo perduti, e sol di tanto offesi,
Che senza speme vivemo in disio."

   

Streckfuß 40

Nur dies, nicht Andres, hat uns hergeführt.
Daß wir in Sehnsucht ohne Hoffnung leben,
Ward uns Verlornen nur als Straf' erkürt."

   

Philaletes 40

Durch diesen Mangel, nicht durch andres Böse,
Sind wir verloren und so weit nur leidend,
Daß ohne Hoffnung wir in Sehnen leben."

   

Blanc 40

Ob solches Fehls und nicht ob andrer Schuld
Sind wir verloren und nun so gestraft,
Daß ohne Hoffnung wir in Sehnsucht leben.

   

Bartsch 40

Um diesen Mangel, nicht um andres Fehlen
Sind wir verdammt in solch ein leidvoll Leben,
Daß hoffnungslos wir uns in Sehnsucht quälen.'

   

Gildemeister 40

"Durch solchen Mangel, nicht mit Schuld beschwert,
Sind wir verloren, elend nur zu achten,
Weil ohne Hoffnung Sehnsucht uns verzehrt."

   

Zoozmann 40

Nur dieser Mangel, sonst nichts Böses, führte
Zu den Verlornen uns; hier schmerzt uns eben
Die Sehnsucht nur, die niemals Hoffnung spürte."

   

Vossler 40

Durch solchen Fehl und keine weitre Schuld
sind wir verloren, unser ganzes Leid
ist: hoffnungslos in Sehnsucht leben müssen."

   

Gmelin 40

Durch solche Mängel, nicht durch andre Sünde
Sind wir verloren, und nichts andres drückt uns,
Als daß wir hoffnungslos in Sehnsucht leben."

   

von Wartburg 40

Durch solchen Mangel, nicht durch eignen Schuld
sind wir verlorn, dies unsers einzges Leid,
daß ohne Hoffnung wir in Sehnsucht leben."

     
     

DANTE 43

 

Gran duol mi prese al cor quando lo intesi,
Perocchè gente di molto valore
Conobbi che in quel limbo eran sospesi.

   

Streckfuß 43

Groß war mein Schmerz, als er dies kund gegeben.
Denn Leute großen Werthes zeigten sich,
Die unentschieden hier im Vorhof schweben.

   

Philaletes 43

Gewalt'ger Schmerz ergriff mich, als ich's hörte,
Weil Männer ich von hohem Wert erkannte,
In dieser Vorhöll' ungewiß verharrend.

   

Blanc 43

Gar tief ging mir's zu Herzen als ich's hörte,
Da ich vernahm, daß Leute hohen Werthes
In diesem Limbus schwebend sich verhielten.

   

Bartsch 43

Als ich das hörte, fühlt' ich schmerzlich beben
Mein Herz, weil Seelen höchsten Werthes ich
Gewahrt' in diesem Höllenvorhof schweben.

   

Gildemeister 43

Schwer ward ums Herz mir, diese zu betrachten;
Denn Männer von gar hoher Trefflichkeit
Sah ich in diesem Höllenvorhof schmachten.

   

Zoozmann 43

Dies Wort ließ schmerzlich mein Gemüt erbeben,
Konnt ich berühmte Männer doch bemerken
Erwartungsbang in diesem Vorhof schweben.

   

Vossler 43

Dies schmerzte mich, da ich's vernahm im Herzen,
denn Menschen unter ihnen hohen Wertes
erkannt ich, die in diesem Vorhof harrten.

   

Gmelin 43

Ein großer Schmerz faßt mich, als ich dies hörte,
Denn Leute konnt ich sehn von hohem Werte,
Die dort in jenem Vorhof bleiben mußten.

   

von Wartburg 43

Mir blutete das Herz, als ich's vernahm,
denn manche Menschen, die von hohem Wert,
erkannt ich, die in diesem Vorhof weilten.

     
     

DANTE 46

 

"Dimmi, maestro mio, dimmi, signore",
Comincia'io per voler esser certo
Di quella fede che vince ogni errore:

   

Streckfuß 46

Und ich begann: ""Mein Herr und Meister, sprich,
(Ich wollte mich in jenem Glauben stärken,
Vor dessen Licht des Irrthums Nacht entwich,)

   

Philaletes 46

'Sag' an, Gebieter, sag' mir an, mein Meister!'
Begann ich, weil ich sicher wollte werden
Des Glaubens, der besieget jeden Irrtum:

   

Blanc 46

Sag' mir, mein Meister, sage mir, o Herr,
Begann ich um Gewißheit zu erlangen
Des Glaubens, der jedwedem Irrthum obsiegt,

   

Bartsch 46

Sprich, o mein Meister, mein Gebieter, sprich,
Begann ich um Gewißheit zu gewinnen
Des Glaubens, vor dem jeder Irrthum wich:

   

Gildemeister 46

"Bescheid, Herr, gieb mir, Meister, gieb Bescheid,"
Rief ich, um jenen Glauben zu bestärken,
Der über jeden Irrtum Sieg verleiht.

   

Zoozmann 46

Ich sprach, - (in jenem Glauben mich zu stärken,
Der alles Irrtums Feind): "Meister, sag an,
Steigt keiner durch Verdienst von eignen Werken

   

Vossler 46

"O sag mir, Herr, und sag mir Meister mein",
begann ich, denn ich wollte mich versichern
im rechten Glauben gegen jeden Irrtum,

   

Gmelin 46

"Sag mir, mein Herr, o sage mir mein Meister",
Begann ich da, weil ich mich sichern wollte
Im Glauben, der den Irrtum stets besieget:

   

von Wartburg 46

"Sag mir, mein Meister, sage mir, o Herr",
begann ich, um Gewißheit zu erlangen,
im Glauben, der besieget jeden Irrtum,

     
     

DANTE 49

 

"Uscicci mai alcuno, o per suo merto
O per altrui, che poi fosse beato?"
E quei, che intese il mio parlar coperto,

   

Streckfuß 49

Kam Keiner je durch Kraft von eignen Werken,
Durch fremd Verdienst von hier zur Seligkeit?"" -
Er schien des Worts versteckten Sinn zu merken,

   

Philaletes 49

'Kam einer je durch eignes oder fremdes
Verdienst heraus, der selig dann geworden?'
Und er, der mein verhülltes Wort verstanden,

   

Blanc 49

Verließ den Ort, durch eignes oder fremdes
Verdienst je einer, der dann selig wurde?
Und er, der mein verhülltes Wort verstand,

   

Bartsch 49

Half Keinem eigenes Verdienst von hinnen
Noch fremdes, daß er kam ins selige Land?
Und er, durchschauend mein geheimes Sinnen,

   

Gildemeister 49

"Ward je ein Mensch hier frei dank eignen Werken
Oder durch fremde und ward selig dann?"
Und er, der meine Absicht mochte merken,

   

Zoozmann 49

Noch auch durch fremden Fürsprech himmelan?
Sag mirs, o Herr!" - Und er, der offenbar
Des Worts versteckten Sinn erriet, begann:

   

Vossler 49

"kam hier noch keiner frei durch eignes Werk?
Durch fremde Hilf? Und stieg zur Seligkeit?
Er ahnte den versteckten Sinn der Frage

   

Gmelin 49

Kam jemals einer frei, ob durch die eignen
Verdienste oder fremde und ward selig?"
Und jener, der mein dunkles Wort verstanden,

   

von Wartburg 49

"Verließ durch eignes oder andrer Werk
je einer diesen Ort und wurde selig?"
Und die verdeckte Frage wohl erkennend,

     
     

DANTE 52

 

Rispose: "Io era nuovo in questo stato,
Quando ci vidi venire un possente,
Con segno di vittoria incoronato.

   

Streckfuß 52

Und sprach: "Ich war noch neu in diesem Leid,
Da ist ein Mächtiger hereingedrungen,
Bekrönt mit Siegesglanz und Herrlichkeit.

   

Philaletes 52

Antwortete: "Ich war in diesem Zustand
Ein Neuling noch, als ich, mit Siegeszeichen
Gekrönet, einen Mächtigen sah kommen.

   

Blanc 52

Erwiederte: Ich war in diesem Zustand
Noch neu, als hier ein Mächtiger erschien,
Der mit des Sieges Zeichen war gekrönet.

   

Bartsch 52

Versetzt: ‘Ich war noch neu in diesem Stand,
Da ist ein Mächtiger hereingekommen,
Dem um die Stirn des Sieges Kranz sich wand.

   

Gildemeister 52

Versetzt': "Ich war noch neu in diesem Bann,
Da sah hieher ich einen Mächt'gen kommen,
Gekrönt gleich einem der den Sieg gewann.

   

Zoozmann 52

"Als ich noch Neuling dieses Zustands war,
Sah ich den hochgewaltgen Herrscher kommen,
Glorreichster Siege Kronenreif im Haar.

   

Vossler 52

und sprach: "Ein Neuling war ich noch hienieden,
als einen Mächtigen ich kommen sah,
den seines Sieges hohes Zeichen krönte.

   

Gmelin 52

Gab Antwort mir: "Ich war erst neu gekommen,
Da sah ich einen Mächtigen sich nahen,
Der trug auf seinem Haupt des Sieges Krone.

   

von Wartburg 52

Sprach er: "Ich war noch neu in diesem Reich,
als einen Mächtigen ich nahen sah,
der war gekrönt mit seines Sieges Zeichen.

     
     

DANTE 55

 

Trasseci l'ombra del primo parente,
D'Abel suo figlio e quella di Noè,
Di Moïsè legista e l'ubbidiente

   

Streckfuß 55

Der hat des Urahns Geist der Höll' entrungen,
Auch Abel's, Noah's; und auch Moses hat,
Der Gott gehorcht, mit ihm sich aufgeschwungen.

   

Philaletes 55

Hinweg führt er des ersten Vaters Schatten
Und seines Sohnes Abel, Noeh auch,
Den Patriarchen Abra'm, König David

   

Blanc 55

Den Schatten des ersten Erzeugers und
Abels führt' er hinweg und den des Noe,
Des Moses, der gehorsam gab Gebote,

   

Bartsch 55

Den ersten Vater hat er mitgenommen,
Und Abel, seinen Sohn, und Noahs Schatten,
Und Moses, des Gesetzes Hort, den frommen,

   

Gildemeister 55

Der nahm den ersten Vater und den frommen
Sohn Abel mit sich, Noa auch, und nahm
Moses, der das Gesetz von Gott vernommen,

   

Zoozmann 55

Des Urahns Geist hat er hinweggenommen,
Abels, Noahs und des, der Gott versöhnte
Und sein Gesetz erließ dem Volk zum Frommen;

   

Vossler 55

Des ersten Vaters Schatten nahm er mit
Und Abels, dessen Sohns, und Noahs Seele
und Moses und den frommen Partriarchen

   

Gmelin 55

Er nahm den Schatten unsres ersten Vaters
mit sich und Abel, seinen Sohn, und Noah,
Moses mit den Gesetzen und den frommen

   

von Wartburg 55

Er nahm von hier des ersten Vaters Schatten
und Abels, seines Sohns, und den von Noah
und Moses', des getreun Gesetzesbringers,

     
     

DANTE 58

 

Abraàm patriarca e David re,
Israèl con suo padre e coi suoi nati
E con Rachele, per cui tanto fe';

   

Streckfuß 58

Abram und David folgten seinem Pfad,
Jakob, sein Vater, seine Söhne schieden,
Und Rahel auch, für die so viel er that.

   

Philaletes 58

Und Moysen, der Gesetz gab und gehorcht,
Und Jakob mit dem Vater, den Erzeugten,
Und Rahel, für die er so lang gedient,

   

Blanc 58

Abra'm, den Patriarchen, König David
Und Jakob mit dem Vater und den Kindern,
Und Rahel auch, für die er so viel that;

   

Bartsch 58

David und Abram, Joseph, Rahels Gatten,
Sie selbst, die langumworbne, und die Schar
Der Söhne, die durch ihn das Dasein hatten:

   

Gildemeister 58

"Und David und Erzvater Abraham,
Isaak und Israel mit zwölf der Seinen,
Und Rahel, die so hoch zu stehn ihm kam.

   

Zoozmann 58

Auch folgten Abram, David der Gekrönte,
Jakob mit seinem Vater und den Söhnen,
Und Rahel dann, um die so lang er frönte;

   

Vossler 58

Abram, den König David, Israel
und Vater Jakob, dessen Kinder auch
und seine langerdiente Gattin Rahel

   

Gmelin 58

Erzvater Abraham, David, den König,
Jakob mit seinem Vater und den Söhnen,
Mit Rahel auch, für die er so viel wirkte;

   

von Wartburg 58

Den Patriarchen Abram, König David,
Israel seinen Vater, seiner Kinder
und Rahel, um die er soviel getan,

     
     

DANTE 61

 

Ed altri molti, e feceli beati;
E vo' che sappi che, dinanzi ad essi,
Spiriti umani non eran salvati."

   

Streckfuß 61

Sie und viel' Andre führt er ein zum Frieden,
Und wissen sollst du nun: Vor diesem war
Erlösung keinem Menschengeist beschieden."

   

Philaletes 61

Und viele noch macht' er mit jenen selig.
Auch sollst du wissen, daß vor den genannten
Errettet wurde keines Menschen Seele."

   

Blanc 61

Und andre noch, und machte selig sie.
Und wissen sollst du, daß vor diesen keine
Menschlische Seelen je erlöset wurden.

   

Bartsch 61

Sie mach't er selig und viel' andre gar,
Und wissen sollst du, daß vor ihnen keine
Menschliche Seele je erlöset war.'

   

Gildemeister 61

"Und viele noch erlöste sein Erscheinen;
Vor ihnen aber gab's, das merke dir,
Erlöster Menschengeister auch nicht einen.

   

Zoozmann 61

Viel, viele sah ich noch mit Heil ihn krönen.
Doch merk: zuvor hat nie sichs zugetragen,
Daß ein Erlösungsruf hier mochte tönen!" -

   

Vossler 61

und viele andre, die er selig machte.
Doch vorher, sollst du wissen, hat noch nie
sich eine Menschenseele retten können."

   

Gmelin 61

Und viele andre noch, und macht' sie selig.
Und du sollst wissen, daß vor diesen Leuten
Seelen von Menschen nicht gerettet wurden."

   

von Wartburg 61

Und viele andere noch, und macht' sie selig.
Und wissen sollst du, niemals noch vor diesen
sind Menschenseelen je gerettet worden."

     
     

DANTE 64

 

Non lasciavam l'andar perch'ei dicessi,
Ma passavam la selva tuttavia,
La selva, dico, di spiriti spessi.

   

Streckfuß 64

Obwohl er sprach, ging's vorwärts immerdar,
So daß wir unterdeß den Wald durchdrangen,
Den Wald, mein' ich, der dichten Geisterschaar.

   

Philaletes 64

Nicht ließen, weil er sprach, wir ab vom Gehen,
Sondern den Wald durchschritten immerhin wir;
Den Wald mein' ich der dichtgedrängten Geister.

   

Blanc 64

Obwohl er sprach, säumten wir nicht zu gehen,
Vielmehr durchschritten eilig wir den Wald,
Den Wald, sag' ich, von dichtgedrängten Geistern.

   

Bartsch 64

Wir standen still, indeß er sprach, nicht eine
Minut' im Hain, den rüstig wir durchschnitten,
Ich mein' in der gedrängten Geister Haine.

   

Gildemeister 64

So sprach er und im Reden schritten wir
Stets fürbaß durch den Wald, ohn' abzubiegen;
Den Wald gedrängter Geister, mein' ich hier.

   

Zoozmann 64

Stets wandernd, ob wir auch Gespräches pflagen,
Den dichten Wald wir unterdes durchdrangen,
(Den Wald, der dicht von Geistern: will ich sagen)

   

Vossler 64

Wir hielten uns nicht auf, dieweil er sprach,
und gingen immer weiter durch den Wald.
Es war ein Wald von dichtgedrängten Geistern.

   

Gmelin 64

Wir hatten nicht gehalten im Gespräche,
Wir gingen immer weiter in dem Walde,
Dem Walde, sag ich, dicht gescharter Geister.

   

von Wartburg 64

Wir hemmten nicht den Schritt, solang er sprach,
und gingen immer weiter durch den Wald,
den Wald, sag' ich, von dichtgedrängten Geistern.

     
     

DANTE 67

 

Non era lunga ancor la nostra via
Di qua dal sonno, quand'io vidi un fuoco
Ch'emisperio di tenebre vincìa.

   

Streckfuß 67

Nicht weit von oben waren wir gegangen,
Als ich ein Feu'r in lichten Flammen sah,'
Die dort im halben Kreis die Nacht bezwangen.

   

Philaletes 67

Nicht waren wir im Weg noch weit gekommen
Vom Gipfel ab, als ich erblickt' ein Feuer,
Halbkugelförm'ges Dunkel überstrahlend.

   

Blanc 67

Nicht lange waren diesseits wir der Höhe
Gegangen, als ein Feuer ich erblickte,
Das weit umher die Finsterniß besiegte.

   

Bartsch 67

Wir hatten wenig erst des Wegs durchschritten
Vom Gipfel, als ich Feuer strahlen sah
In dieser finstern Hemisphäre Mitten.

   

Gildemeister 67

Noch waren wir nicht weit hinabgestiegen
Seit meinem Schlaf, als ich ein Feuer sah
Halbkugelförm'ge Finsternis besiegen.

   

Zoozmann 67

Und waren weit vom Gipfel nicht gegangen,
Als ich ein Feuer, hell von Flammen, sah,
Die durch die Nacht ein leuchtend Halbrund schwangen.

   

Vossler 67

Wir waren noch nicht lang talab gegangen,
als ich ein Feuer, eine helle Wölbung,
erblickte mitten in der Finsternis.

   

Gmelin 67

Noch waren wir nicht allzuweit gegangen
Seit meinem Schlaf, als ich ein Feuer schaute,
Das halb im Kreis die Finsternis besiegte.

     
Wartburg 67

Wir waren noch nicht weit herabgestiegen,
als ich ein Feuer sah vom höchsten Rand,
das eine lichte Wölbung hellt' im Dunkeln.

     
     

DANTE 70

 

Di lungi v'eravamo ancora un poco,
Man non sì, ch'io non discernessi in parte
Ch'orrevol gente possedea quel loco.

   

Streckfuß 70

Zwar waren wir dem Ort nicht völlig nah,
Doch einen Kreis von ehrenhaften Leuten,
Die diesen Platz besetzt, erkannt' ich da.

   

Philaletes 70

Noch waren wir entfernt davon ein wenig,
Doch nah genug, teilweise wohl zu sehen,
Das ehrenwertes Volk den Ort besäße.

   

Blanc 70

Wir waren noch davon in ein'ger Ferne
Doch nicht so weit, da ich nicht wahrgenommen,
Daß ehrenwerthes Volk den Ort bewohnte.

   

Bartsch 70

Wir waren zwar dem Ort nicht völlig nah,
Doch nicht so fern, daß nicht zu sehen wäre,
Nur auserkorne Seelen weilten da.

   

Gildemeister 70

Wir waren etwas fern, doch schon so nah,
Daß alle Zeichen, die ich sah, bewiesen,
Ein ehrenwertes Volk verweile da.

   

Zoozmann 70

Ich war dem Ort noch nicht genügend nah,
Doch daß ein Wohnsitz nur für Ehrenwerte
Die Stätte sei, erkannt ich schon von da.

   

Vossler 70

Zwar waren wir noch ziemlich weit davon,
doch so viel konnte ich schon unterscheiden,
daß dort ein ehrsam Art von Menschen wohnte.

   

Gmelin 70

Wir waren noch in einiger Entfernung,
Doch nicht so weit, daß ich nicht schon erkannte,
Daß ehrenvolle Leute dort versammelt.

   

von Wartbrug 70

Noch eine Strecke waren wir entfernt,
doch nicht so weit, daß ich nicht unterschied,
was für ehrwürdges Volk der Ort umschließt.

     
     

DANTE 73

 

"O tu che onori ogni scïenza ed arte,
Questi chi son c'hanno cotanta onranza,
Che dal modo degli altri li diparte?"

   

Streckfuß 73

""Du, deß sich Wissenschaft und Kunst erfreuten,
Beliebe, wer sie sind, und was sie ehrt
Und von den Andern trennt, mir anzudeuten.""

   

Philaletes 73

'Der jede Kunst du ehrst und jedes Wissen,
Wer sind sie, die so große Ehre haben,
Daß sie getrennt sind von der andern Weise?'

   

Blanc 73

O du der jede Wissenschaft und Kunst ehrst,
Wer sind denn die, die solch Vorrecht genießen,
Das sie enfernet von der Andern Weise?

   

Bartsch 73

Du, aller Künst' und Wissenschaften Ehre,
Wer sind denn diese, die solch Ansehn haben,
Daß sie getrennt hält von der Andern Heere?

   

Gildemeister 73

"O du, in Wissenschaft und Kunst gepriesen,
Wer sind dort die geehrten, daß so weit
Das Loos der andern bleibt getrennt von diesen?"

   

Zoozmann 73

O du, der treulich Kunst und Wissen ehrte,
Sag an: warum solch Vorrecht die genießen,
Wo es die Schar der andern doch entbehrte?"

   

Vossler 73

"Erlauchter du in Kunst und Wissenschaft,
wer sind die Würdigen, die so ehrenvoll
sich zeigen und die andern übertrefffen?"

   

Gmelin 73

"O aller Wissenschaft und Künste Zierde,
Wer sind die Leute, die so hoch in Ehren,
Da sie dort von den andern abgesondert?"

   

von Wartburg 73

"O du, der Künst' und Wissenschaften Leuchte,
wer sind sie, die so hohe Würde ziert,
daß sie sich scheiden von den andern allen?"

     
     

DANTE 76

 

E quegli a me: "L'onrata nominanza
Che di lor suona su nelle tua vita,
Grazia acquista nel ciel che sì li avanza."

   

Streckfuß 76

Ich sprach's, und Er: "Für hochgepries'nen Werth,
Der oben wiederklingt in deinem Leben,
Ward ihnen hier vom Himmel Huld gewährt."

   

Philaletes 76

Und er zu mir: "Die ehrende Erwähnung,
Die droben tönt, in deiner Welt, von ihnen,
Schafft' Gnad' im Himmel, die sie so begünstigt."

   

Blanc 76

Und er zu mir: Der ehrenvolle Ruf
Der ihrer noch gedenkt in deinem Leben,
Wirkt Himmelsgnade, die sie so bevorzugt.

   

Bartsch 76

Und er zu mir: ‘Der Name hoch erhaben:
Der sie noch droben schmückt in deinem Leben,
Schafft ihnen dieses Vorzugs Gnadengaben.'

   

Gildemeister 76

Und er zu mir: "Des Namens Rühmlichkeit,
Die noch von ihnen tönt in deinem Leben,
Schafft droben Gunst, due solchen Rang verleiht."

   

Zoozmann 76

Und er: "Sich von der Menge auszuschließen,
Gewährte Gott, weil sie von ihrem Leben
Auf Erden hehren Nachrum hinterließen."

   

Vossler 76

Und er zu mir: "Ihr hoher Name hat
in deiner Welt so guten Klang und Glanz,
daß auch der Himmel ihnen Gunst erweist."

   

Gmelin 76

Und er zu mir: "Der ehrenvolle Name,
Den sie in deinem Leben droben tragen,
Erwirbt im Himmel ihnen solche Gnade."

   

von Wartburg 76

Und er zu mir, :"Ihr ehrenvoller Name,
der dort in deiner Welt so laut erklingt,
erlangt' des Himmels Gnad und diese Gunst",

     
     

DANTE 79

 

Intanto voce fu per me udita:
"Onorate l'altissimo poeta:
L'ombra sua torna, ch'era dipartita

   

Streckfuß 79

Da hört' ich eine Stimme sich erheben:
Der hohe Dichter, auf, jetzt zum Empfang!
Sein Schatten kehrt, der jüngst sich fortbegeben.

   

Philaletes 79

Und mittlerweile hört' ich eine Stimme:
"Erzeiget Ehre dem erhabnen Sänger,
Er kehrt zurück, sein Schatten, der verschwunden."

   

Blanc 79

Indessen ward ein Ruf von mir vernommen:
Ehret den höchsten Dichter, denn sein Schatten,
Der fortgegangen, kehrt zu uns zurück.

   

Bartsch 79

Da hört' ich eine Stimme sich erheben:
‘Laßt uns dem hohen Dichter Ehr' erzeigen
Sein Schatten kehrt, der sich hinwegbegeben.'

   

Gildemeister 79

Und eine Stimme hört' ich sich erheben:
"Ehret den höchsten Meister im Gesang!
Er kehrt zurück, der erst sich fortbegeben."

   

Zoozmann 79

Da hört ich eine Stimme sich erheben:
"Dem edlen Sänger laßt uns Ehr bezeigen,
Sein Schatten kehrt, der jüngst sich wegbegeben!"

   

Vossler 79

Und plötzlich hört ich eine Stimme schallen:
"Erweiset Ehre unserm höchsten Dichter,
sein Schatten, der entschwunden war, kommt wieder."

   

Gmelin 79

Indessen konnt ich eine Stimme hören:
"Die Ehre gebet unsrem hohen Dichter,
Sein Schatten kehrt zurück, der uns verlassen."

   

von Wartburg 79

Inzwischen hört' ich eine Stimme sagen:
"Erweiset Ehre ihm, dem hohen Dichter!
Sein Schatten kehrt zurück, der uns entschwunden."

     
     

DANTE 82

 

Poichè la voce fu restata e queta,
Vidi quattro grandi ombre a noi venire:
Sembianza avevan nè trista nè lieta.

     
Streckfuß 82

Sobald die Stimme, die dies sprach, verklang,
Sah ich heran vier große Geister schreiten,
Im Angesicht nicht fröhlich und nicht bang.

   

Philaletes 82

Als nun die Stimme aufgehört und still ward,
Sah ich vier hohe Schatten auf uns kommen,
Nicht heitern und nicht trüben Angesichtes.

   

Blanc 82

Nachdem die Stimme schwieg und nun verhallt war,
Sah ich zu uns vier große Schatten kommen;
Ihr Ansehn war nicht traurig, noch auch heiter.

   

Bartsch 82

Als diese Stimme dann versank in Schweigen,
Sah ich heran vier hehre Schatten schreiten,
Ihr Antlitz schien nicht Lust noch Schmerz zu zeigen.

   

Gildemeister 82

Sodann, als stille ward des Rufes Klang,
Sah ich vier hohe Schatten näher schreiten;
Ihr Antlitz war nicht froh, noch war es bang.

   

Zoozmann 82

Als diese Stimme drauf erstarb in Schweigen,
Vier hohe Schatten kamen da heran,
Den Mienen war ein edler Gleichmut eigen.

   

Vossler 82

Nachdem die Stimme ausgeklungen hatte,
erschienen auf uns zu vier große Schatten,
gleichmütigen Gesichts, nicht froh, nicht traurig.

   

Gmelin 82

Nachdem die Stimme sich verloren hatte,
Sah ich vier große Schatten, die sich nahten;
Nicht froh, nicht traurig waren ihren Mienen.

   

Wartburg 82

Und als die Stimme innehielt und schwieg,
sah ich vier große Schatten sich uns nähern,
sie schienen traurig nicht, und auch nicht froh.

   

   

DANTE 85

 

Lo buon maestro cominciommi a dire:
"Mira colui con quella spada in mano,
Che vien dinanzi ai tre sì come sire.

   

Streckfuß 85

Da sprach der gute Meister mir zur Seiten:
"Sieh diesen, in der Hand das Schwert, voran
Den Andern gehn, um sie als Fürst zu leiten.

   

Philaletes 85

Der gute Meister nun begann zu sagen:
"Schau' jenen mit dem Schwerte in der Hand an,
Der vor den dreien hergeht, wie ein Herrscher;

   

Blanc 85

Der gute Meister drauf begann zu mir:
Schau den an, der ein Schwert führt in der Hand
Und vor den andern als Gebieter hergeht:

   

Bartsch 85

Da sprach der gute Meister mir zur Seiten:
‘Sieh Diesen, in der Hand das Schwert, voran
Den Dreien gehn, als Herrscher sie zu leiten.

   

Gildemeister 85

Da sprach der Meister aller Trefflichkeiten:
"Schau ihn, der mit dem Schwerte kömmt daher
Und wie ein Fürst die dreie scheint zu leiten:

   

Zoozmann 85

Der wackre Meister drauf zu mir begann:
"Der dort, die Hand bewehrt mit einem Schwerte,
Wie ein Monarch den dreien geht voran,

   

Vossler 85

Der gute Meister gab mir gleich Bescheid:
"Schau diesen, der das Schwert in Händen trägt,
den andern drei'n als wie der Herr voran,

   

Gmelin 85

Der gute Meister hat zu mir gesprochen:
"Schau hin auf jenen mit dem Schwert in Händen,
Der als ein Herr einhergeht vor den Dreien.

   

Wartburg 85

Da hub der gute Meister an und sprach:
"Sieh jenen, der das Schwert in Händen trägt,
er geht den drein voran wie ein Gebieter.

   

   

DANTE 88

 

Quegli è Omero poeta sovrano;
L'altro è Orazio satiro che viene;
Ovidio è il terzo, e l'ultimo Lucano.

   

Streckfuß 88

Du siehst Homer, den Dichterkönig, nahn;
Ihm folgt Horaz, berühmt durch Spott dort oben,
Ovid der Dritt', als Letzter kommt Lukan.

   

Philaletes 88

Das ist Homer, der oberste der Dichter;
Horaz naht, der Satiriker, als zweiter;
Der dritte ist Ovid, Lucan der letzte.

   

Blanc 88

Das ist Homer, der Fürst unter den Dichtern,
Ihm folgt Horatius, der Satirschreiber,
Der dritte ist Ovid, Lucan der letzte.

   

Bartsch 88

Du siehst Homer, den Dichterfürsten, nahn,
Sodann Horaz, den Dichter der Satiren,
Dann kommt Ovid, als letzter folgt Lucan.

   

Gildemeister 88

"Das ist der Dichter oberster, Homer.
Ihn folgt Horaz, der Meister der Satiren;
Der dritte ist Ovid, Lucan ist der.

   

Zoozmann 88

Homer ists, der als Dichterfürst Geehrte;
Ihm folgt Horaz, der scharf gefeilt Satiren,
Ovid sodann, zuletzt Lucan, der werte.

   

Vossler 88

das ist Homer, der königliche Dichter,
der andre, der satirische Horaz.
Ovid der dritte und Lucan der letzte.

   

Gmelin 88

Das ist Homer, der höchste Fürst der Dichter,
Der nächste ist Horaz mit den Satiren,
Ovid der dritte, und zuletzt Lukanus.

   

von Wartburg 88

Der ist Homer, der hohe Dichterfürst,
der andre der Satiriker Horaz,
der dritte ist Ovid, Lukan der letzte.

   

   

DANTE 91

 

Perocchè ciascun meco si conviene
Nel nome che sonò la voce sola,
Fannomi onore, e di ciò fanno bene."

   

Streckfuß 91

Im Namen, den die eine Stimm' erhoben,
Kommt mit mir selber Jeder überein,
Drum ehren sie mich, und dies ist zu loben."

   

Philaletes 91

Drum, weil den Namen alle mit mir teilen,
Den jüngst die Stimme einzeln ausgerufen,
Erweisen sie mir Ehr' und tuen wohl dran."

   

Blanc 91

Da alle auf den Namen Anspruch haben
Den mir die Stimme vorher beigelegt,
Thun sie mir Ehr' an und thun wohl daran.

   

Bartsch 91

Weil sie wie ich den gleichen Namen führen,
Der mir ertheilt von jener Stimme war,
Thun sie mir Ehr' an und thun nach Gebühren.'

   

Gildemeister 91

"Weil jener Name zukömmt allen vieren,
Der von der Stimme mir gewidmet war,
So ehren sie mit Recht mich als den ihren."

   

Zoozmann 91

Und weil uns alle gleiche Titel zieren,
Wie denn vorhin der eine mich benannt,
So ehren sie mich schicklich als den ihren." -

   

Vossler 91

Da aber jedem so wie mir der Titel
gebührt, den einig jene Stimme grüßte,
erweisen sie mir Ehre, und mit Recht."

   

Gmelin 91

Da sie sich aber alle mit mir teilen
Den Namen, den die eine Stimme nannte,
Ehren sie mich, und das ist recht und billig."

   

von Wartburg 91

Da aber jedem, so wie mir, der Name
zusteht, den jene eine Stimme rief,
erweisen sie mir Ehr, un so ist's gut."

     
     

DANTE 94

 

Così vidi adunar la bella scuola
Di quel signor dell'altissimo canto
Che sopra gli altri come aquila vola.

   

Streckfuß 94

So war die schöne Schul' hier im Verein
des hohen Herrn der höchsten Sangesweise,
Der ob den Andern fliegt, ein Aar, allein.

   

Philaletes 94

So sah ich sammeln sich die schöne Schule
Des Fürsten der erhabnen Sangesweise,
Der ob den andern wie ein Adler schwebet.

   

Blanc 94

So sah die schöne Schul' ich sich vereinen,
Der Meister des erhabensten Gesanges,
Der adlergleich die andern überfliegt.

   

Bartsch 94

So stand vereint die schöne Jüngerschar
Des Meisters im erhabensten Gesange,
Der ob den andern schwebt gleich wie ein Aar.

   

Gildemeister 94

So sah ich dort die schöne Jüngerschar
Des Herrschers des erhabensten Gesanges,
Der höher fliegt denn alle, gleich dem Aar.

   

Zoozmann 94

Die schöne Schule einte so ein Band
Mit ihrem Meister vom erhabnen Sange,
Des Adlerflug die andern überwand.

   

Vossler 94

So durft ich die verklärten Jünger sehen,
geschart um jenen Meister des Gesangs,
der wie der Adler über alles schwebt.

   

Gmelin 94

So sah ich nun vereint die schöne Schule
Des Herren mit der höchsten Kunst des Sanges,
Der andre wie ein Adler überflieget.

   

von Wartburg 94

So sah ich hier vereint die edle Schule
um jenen Herrn des höchsten Heldensangs,
der über alle wie ein Adler schwebt.

   

   

DANTE 97

 

Da ch'ebber ragionato insieme alquanto,
Volsersi a me con salutevol cenno;
E il mio Maestro sorrise di tanto.

     
Streckfuß 97

Ein Weilchen sprachen sie im trauten Kreise,
Doch als sie grüßend sich zu mir gekehrt,
Da lächelte Virgil zu solchem Preise,

   

Philaletes 97

Nachdem sie eine Weile sich besprochen,
Wandten zu mir sie sich mit Grußeszeichen,
Und ob der Ehre lächelte mein Meister.

   

Blanc 97

Nachdem sie eine Zeitlang sich besprochen,
Wandten zu mir sie sich mit holdem Gruße,
Darob mein Meister freundlich lächelte.

   

Bartsch 97

Sie sprachen mit einander, doch nicht lange,
Worauf sie grüßend mich willkommen hießen,
Und lächelnd stand mein Meister beim Empfange.

   

Gildemeister 97

Als sie gehört die Ursach unsres Ganges,
Kehrten zu mir sie gleich mit Grüßen sich;
Da lächelte Virgil ob des Empfanges.

   

Zoozmann 97

Durch Zwiesprach kurz belehrt von unserm Gange,
Mich zu begrüßen, sie herab sich ließen -
Virgil sah lächelnd, wie man mich empfange!

   

Vossler 97

Nachdem sie kurz sich unterredet hatten,
bewegten sie sich grüßend zu mir her,
worüber lächelnd sich mein Meister freute,

   

Gmelin 97

Nachdem sie etwas sich besprochen hatten
Wandten sie sich zu mir mit ihrem Gruße;
Darüber mußte wohl mein Meister lächeln.

   

von Wartburg 97

Als sie ein Weilchen unter sich gesprochen,
wandten sie sich mir zu, nickten grüßend,
und lächelnd freute sich darob mein Meister.

     
     

DANTE 100

 

E più d'onore ancora assai mi fenno,
Ch'essi mi fecer della loro schiera,
Sì ch'io fui sesto tra cotanto senno.

     
Streckfuß 100

Allein noch höher ward ich dort geehrt,
Indem sie mich in ihrer Schaaar empfingen,
Als Sechsten unter solchem Geist und werth.

     
Philaletes 100

Und noch zu Teil ward mir viel größre Ehre,
Da sie in ihre Schar mich aufgenommen,
Als sechsten, bei so hoher Geistesnähe.

   

Blanc 100

Und viel mehr Ehre noch erwiesen sie mir,
Daß sie zu ihrer Schaar auch mich gesellten,
So daß der sechst' ich ward von solchen Geistern.

   

Bartsch 100

Mehr Ehre ließen sie mich noch genießen,
Vergönnend, ihrer Schar mich als Geselle,
Als sechster solchen Geistern anzuschließen.

     
Gildemeister 100

Sie aber ehrten noch viel höher mich:
Zu einem ihrer Schar ward ich erlesen,
Und unter solchen ging als sechster ich.

   

Zoozmann 100

Doch größern Vorzug sollt ich noch genießen:
Ich durfte mich als Sechster ohne Bangen
An den Senat der hohen Geister schließen! -

   

Vossler 100

und taten mir noch größre Ehre an:
sie ließen mich in ihrer Mitte gelten
als sechsten auf so hohem Rang der Weisheit.

   

Gmelin 100

Dann taten sie mir noch viel mehr der Ehre,
Denn sie empfingen mich in ihrem Kreise,
Daß ich bei so viel Geist der sechste wurde.

     
von Wartburg 100

Und mehr noch taten sie mir an der Ehre,
daß sie zu einem mich der Ihren zählten,
als sechstem in dem Kreis so weise Männer.

     
     

DANTE 103

 

Così n'andammo insino alla lumiera,
Parlando cose che il tacere è bello,
Sì com'era il parlar colà dov'era.

     
Streckfuß 103

Wobei wir hin bis zu dem Lichte gingen,
Sprechend, wovon ich schicklich schweigen muß,
Wie man dort schicklich sprach von solchen Dingen.

   

Philaletes 103

So gingen vorwärts wir bis zu dem Lichte,
Von Dingen sprechend, drob zu schweigen schön ist,
So wie das Sprechen war dort, wo's geschehen.

   

Blanc 103

So schritten wir nun vor bis zu der Helle,
Von Dingen sprechend, die ich hier verschweige,
So wie es schön war dort davon zu reden.

   

Bartsch 103

So schritten wir nun vor bis zu der Helle
Und sprachen was ich hier verschweigen muß,
Weil dort davon zu reden war die Stelle.

   

Gildemeister 103

So führten mich zum Licht die hohen Wesen,
Von Dingen redend, drob zu schweigen hier
Schön ist, wie dort das Reden schön gewesen.

   

Zoozmann 103

Von Dingen ward zu plaudern angefangen,
Davon so schön zu sprechen war, wie jetzt
Davon zu schweigen schön. - Dem Lichtschein drangen

   

Vossler 103

So wandelten wir nach der Lichtung hin,
und was wir sprachen, war so edel dort,
wie's unfein wäre hier zu wiederholen.

   

Gmelin 103

So sind wir bis zum Lichte hingegangen
Von Dingen redend, die ich gern verschweige,
So wie ich gerne dort davon geredet.

   

von Wartburg 103

So gingen wir bis zu dem Lichtschein hin
und sprachen Dinge, über die zu schweigen
so schön ist, wie es dort war, sie zu sagen.

   

   

DANTE 106

 

Venimmo al pié d'un nobile castello,
Sette volte cerchiato d'alte mura,
Difeso intorno d'un bel fiumicello.

   

Streckfuß 106

Bald kamen wir an eines Schlosses Fuß,
Von siebenfacher hoher Mau'r umfangen,
Und rings beschützt von einem schönen Fluß,

   

Philaletes 106

Wir kamen jetzt zu einem stolzen Schlosse,
Das, siebenfach umkreist mit hohen Mauern,
Von einem klaren Bach rings war verteidigt;

   

Blanc 106

Wir kamen jetzt zu einer edlen Veste,
Umgürtet siebenmal von hohen Mauern
Und rings von einem schönen Bach vertheidigt.

   

Bartsch 106

Wir nahten eines edlen Schlosses Fuß,
Von hohen Mauern siebenfach umfangen
Und rings geschirmt durch einen schönen Fluß.

   

Gildemeister 106

Und vor ein stolzes Schloß gelangten wir,
Das hohe Mauern siebenmal umkreisen,
Und rings ein schöner Fluß beut Schutz und Zier.

   

Zoozmann 106

Wir nach bis an ein Schloß, ringsum-besetzt
Mit siebenfachen hohen Mauerringen,
Von einem Bache wie zum Schutz benetzt,

   

Vossler 106

Wir standen bald vor einer stolzen Burg,
mit siebenfachem Mauerring umgeben,
um die zum Schutz ein klares Bächlein lief.

   

Gmelin 106

Dann kamen wir vor eine stolze Festung,
Die siebenmal umfaßt mit starken Mauern
und rings geschützt von einem schönen Bache.

   

von Wartburg 106

Da kamen wir zu einem stolzen Schloß,
von hohen Mauern siebenmal umkreist,
um das ein lieblich Bächlein schützend floß.

   

   

DANTE 109

 

Questo passammo come terra dura;
Per sette porte entrai con questi savi;
Giugnemmo in prato di fresca verdura.

   

Streckfuß 109

Als wir mit trocknem Fuße durchgegangen,
Ging's weiter dann durch sieben Thore fort,
Und eine Wiese sah ich grünend prangen.

   

Philaletes 109

Den überschritten wir wie festen Boden.
Eintrat durch sieben Tor' ich mit den Weisen,
Zu einem Plan von frischem Grün gelangend.

   

Blanc 109

Den überschritten wir wie festen Boden,
Durch sieben Thore trat mit jenen Weisen
Ich ein zu einer frischen grünen Wiese.

   

Bartsch 109

Der ward von uns wie trocken Land durchgangen,
Durch sieben Thore dann gings weiter fort
Zu einer Au in grünem Frühlingsprangen.

   

Gildemeister 109

Den überschritten wir wie festes Eisen,
Und dann durch sieben Tore schritt ich fort
Zu einem grünen Anger mit den Weisen.

   

Zoozmann 109

Drin wir hinüber trocknen Fußes gingen,
Und dann durch sieben Tore rüstig fort,
Bis grüne Wiesenauen uns empfingen.

   

Vossler 109

Wir gingen drüber, wie wenn's Festland wär.
Durch sieben Tore trat ich mit den Weisen.
Wir kamen auf ein frisches grünes Land,

   

Gmelin 109

Den kreuzten wir, als wär er fester Boden.
Durch sieben Tore schritt ich mit den Weisen,
Dann kamen wir auf eine grüne Wiese.

   

von Wartburg 109

Wir schritten drüber, als wär's feste Erde,
durch sieben Tore trat ich mit den Weisen,
dann kamen wir auf frisches grünes Wiesland.

   

   

DANTE 112

 

Genti v'eran con occhi tardi e gravi,
Di grande autorità nei lor sembianti:
Parlavan rado, con voci soavi.

   

Streckfuß 112

Wir fanden Leute strengen Blickes dort,
Mit großer Würd' in Ansehn, Gang und Mienen
Und wenig sprechend, doch mit sanftem Wort.

   

Philaletes 112

Hier waren Leute stillen, ernsten Blickes,
In ihren Zügen hohe Würde tragend;
Sie sprachen wenig, und mit sanfter Stimme.

   

Blanc 112

Mit ernsten, ruh'gen Augen sah ich dort
Leute von großer Würd' in ihrem Aussehn.
Sie sprachen selten und mit sanfter Stimme.

   

Bartsch 112

Ernstblickend ruhige Leute waren dort,
Mit hoher Würd' in allen ihren Mienen;
Sanft war ihr Ton, doch selten klang ihr Wort.

   

Gildemeister 112

Leute mit stillen Augen waren dort
Voll hoher Würd' im Antlitz, meistens schweigend,
Und wenn sie sprachen, tönte sanft ihr Wort.

   

Zoozmann 112

Wir trafen Leute stillen Blickes dort,
Von Haltung würdevoll und ernst an Mienen,
Redselig nicht, doch sanft in jedem Wort,

   

Vossler 112

und Menschen blickten würdevoll und ruhig,
verehrenswerthe Hoheit auf den Zügen.
Sie sprachen wenig, sanft war ihre Stimme.

   

Gmelin 112

Es waren Leute dort mit ruhigen Augen,
Und große Hoheit stand auf ihren Stirnen,
Sie sprachen wenig und mit sanfter Stimme.

   

von Wartburg 112

Und Leute waren da, mit Augen ernst und still,
Ehrfurcht gebietend waren ihre Mienen,
sie sprachen wenig nur, mit ernsten Stimmen.

     
     

DANTE 115

 

Traemmoci così dall'un dei canti,
In luogo aperto, luminoso ed alto,
Sì che veder si potean tutti quanti.

   

Streckfuß 115

Und wir ersahn dort seitwärts nah bei ihnen
Frei eine Höh' in hellem Lichte glühn,
Vor welcher Alle klar vor uns erschienen.

   

Philaletes 115

Wir zogen so nun aus der Ecken einer
Zu einem offnen, hoh'n und lichten Orte,
Von wo man alle überschauen konnte.

   

Blanc 115

Wir zogen nun nach einer Seit' uns hin,
Zu einer hohen, hellen, offnen Stelle,
Von wo wir alle sie erblicken konnten.

   

Bartsch 115

Wir wählten einen Platz, nicht fern von ihnen,
Wo freien Blick wir über alle hatten,
Hoch, hell und offen, wie sie da erschienen.

   

Gildemeister 115

So traten wir auf eine Seit' und steigend
Auf einen offnen, lichten Oberbau,
Von wo ich alles sah, hinab mich neigend.

   

Zoozmann 115

Und stiegen hügelaufwärts neben ihnen
Zu einer ringsum-offnen, lichten Stelle,
Die uns zur freien Umschau konnte dienen.

   

Vossler 115

Wir aber zogen uns zurück zur Seite
nach einer hellen offnen Höhe hin,
und wo wir sie nun allen sehen konnten.

   

Gmelin 115

Wir hielten uns so auf der einen Seite,
An einem offnen, lichten, hohen Orte,
Daß wir sie alle übersehen konnten.

   

von Wartburg 115

Wir zogen uns zurück nach einer Seite,
an einen freien Ort, der hell und offen,
so daß wir alle überblicken konnten.

   

   

DANTE 118

 

Colà diritto, sopra il verde smalto,
Mi fur mostrati gli spiriti magni,
Che del vederli in me stesso m'esalto.

   

Streckfuß 118

Dort gegenüber auf dem samtnen Grün
Sah ich die großen, ewig Denkenswerthen,
Die heut' mir noch in stolzer Seele blühn.

   

Philalets 118

Dort gegenüber auf dem grünen Schmelze
Wurden gezeigt mir die erhabnen Geister,
Die ich gesehn zu haben still mich rühme.

   

Blanc 118

Dort grade vor uns auf der grünen Matte,
Zeigte man mir die großen Geister, die
Gesehn zu haben ich noch in mir jauchze.

   

Bartsch 118

Uns gegenüber auf den grünen Matten
(Noch rühm' ich mich, daß dies mir ward erschlossen)
Wies mir mein Führer all die großen Schatten.

   

Gildemeister 118

Dort gegenüber auf der grünen Au
Konnt' ich die großen Geister nun gewahren,
Und still noch rühm' ich selbst mich solcher Schau.

   

Zoozmann 118

Grad vor mir, auf der Wiese grüner Helle,
Sah ich die hohen Geister -: sie gewährten
Durch ihren Anblick eine Freudenquelle

   

Vossler 118

Ich, aufrecht auf der grünen Matte stehend,
bekam die großen Geister so zu schauen,
daß heute noch der Anblick mich entzückt.

   

Gmelin 118

Gerade vor uns auf dem grünen Rasen
Hat man die hohen Geister mir gewiesen,
An deren Anblick ich mich selbst berausche.

   

von Wartburg 118

So wurden auf dem grünen Schmelz der Wiese
mir all die großen Geister da gezeigt,
und Seligkeit ist's mir, daß ich sie sah.

   

   

DANTE 121

 

Io vidi Elettra con molti compagni,
Tra' quai conobbi ed Ettore ed Enea,
Cesare armato con gli occhi grifagni.

   

Streckfuß 121

Elektren sah ich dort mit viel Gefährten,
Aeneas, Hektorn hatt' ich bald erkannt,
Cäsarn, den mit dem Adlerblick bewehrten.

   

Philaletes 121

Elektren sah ich, und in ihrem großen
Gefolg erkannt' ich Hektor und Äneas,
Cäsar im Waffenschmuck, mit Falkenaugen,

   

Blanc 121

Elektra nebst Gefährten lernt' ich kennen,
Worunter Hektor und Aeneas und
In Waffen Cäsar mit den Falkenaugen.

   

Bartsch 121

Ich sah Elektra dort mit viel Genossen,
Erkannte Hektor und Aeneas, sah
Caesarn, des Falkenaugen Blitze schossen.

   

Gildemeister 121

Ich sah Electra und in ihren Scharen
Sah ich Aeneas dort und Hector gehn,
Cäsar, gewaffnet, mit dem Blick des Aaren.

   

Zoozmann 121

Bis heute mir! - Im Kreise der Gefährten
Sah ick Elektren, Hektorn und Äneen,
Dann Cäsar, den mit Falkenblick verklärten.

   

Vossler 121

Ich sah Elektra und der Ihren viele,
darunter Hektor und Aeneas waren.
Bewaffnet, adleräugig blickte Cäsar.

   

Gmelin 121

Ich sah Elektra dort mit viel Gefährten,
Dabei erkannt ich Hektor und Äneas,
Cäsar, bewaffnet, mit den Falkenaugen.

   

von Wartburg 121

Ich sah Elektra in der Schar der Ihren,
darunter kannt' ich Hektor und Aeneas,
Cäsar in Waffen mit den Adleraugen.

   

   

DANTE 124

 

Vidi Camilla e la Pentesilea
Dall'altra parte, e vidi il re Latino
Che con Lavina sua figlia sedea.

   

Streckfuß 124

Penthesilea war auf grünem Land;
Zur andern Seite sah ich auch Latinen,
Der bei Lavinien, seiner Tochter, stand.

   

Philaletes 124

Ich sah Camilla, sah Penthesilea
Zur andern Seit' und sah Latin, den König,
Hier mit Lavinia, seiner Tochter, sitzend;

   

Blanc 124

Camilla sah ich und Penthesilea,
Latinus auch, den König andrerseits,
der mit Lavinia, seiner Tochter, dasaß.

   

Bartsch 124

Camilla war, Penthesilea da,
Zur andern Seite sah ich Fürst Latinen
Bei seiner Tochter, bei Lavinia.

   

Gildemeister 124

Ich sah Camilla mit Penthesile'n
Am andren End' und sah bei seiner lieben
Lavinia König Latinus stehn.

   

Zoozmann 124

Camilla sah ich und Penthesileen;
Zur andern Seite konnt ich bei Latin
Lavinia, die Tochter, ruhen sehen,

   

Vossler 124

Camilla sah ich und Penthesilea
zur andern Seite, wo Latinus saß,
der König, mit Lavinia, seiner Tochter.

   

Gmelin 124

Ich sah Camilla und Penthesilea
Zur andern Seite, sah König Latinus
Neben Lavinia, seiner Tochter, sitzen.

   

von Wartburg 124

Camilla sah ich und Pentesilea
zur andern Seit', und der Latiner König,
der bei Lavinia, seiner Tochter, saß.

   

   

DANTE 127

 

Vidi quel Bruto che cacciò Tarquino,
Lucrezia, Giulia, Marzia e Corniglia;
E solo, in parte, vidi il Saladino.

   

Streckfuß 127

Ich sah den Brutus, der verjagt Tarquinen,
Lucrezien, Julien, Marzien, und, allein
Bei Seite sitzend, sah ich Saladinen.

   

Philaletes 127

Ich sah den Brutus, der Tarquin verjagte,
Lucretien, Julien, Martien und Cornelien,
Auch Saladin allein auf einer Seite.

   

Blanc 127

Den Brutus sah ich, der Tarquin vertrieb,
Lucretia, Martia, Julia und Cornelia,
Und einsam abseits sah' ich Saladin.

   

Bartsch 127

Ich sah den Brutus, der vertrieb Tarquinen,
Lucrezia, Julia, Martia, edle Frauen,
Cornelia auch, und abseits Saladinen.

   

Gildemeister 127

Ich sah den Brutus, der Tarquin vertrieben,
Lucretia, Marcia und Cornelia,
Und Saladin, allein abseits geblieben.

   

Zoozmann 127

Auch Brutus, den Vertreiber des Tarquin,
Lucretia, Julia und Cornelia
Mit Martia - etwas abseits Saladin.

   

Vossler 127

Ich sah den Brutus, des Tarquinius Feind,
Lucretia, Julia, Martia und Cornelia.
Abseits und einsam sah ich Saladin.

   

Gmelin 127

Ich sah Brutus, der einst verjagt Tarquinius,
Lucrezia, Julia, Marzia und Cornelia,
Und Saladin allein beiseite stehend.

   

von Wartburg 127

Sah jenen Brutus, der Tarquinius schlug.
Lukrezia, Julia, Marzia und Cornelia,
und abseits, einsam, sah ich Saladin.

   

   

DANTE 130

 

Poi che innalzai un poco più le ciglia,
Vidi il maestro di color che sanno
Seder tra filosofica famiglia.

   

Streckfuß 130

Dann, höher blickend, sah im hellen Schein
Ich auch den Meister derer, welche wissen,
Der von den Seinen schien umringt zu sein,

   

Philaletes 130

Nachdem ich mehr die Augen nun erhoben,
Sah ich den Meister jener, die, durch Wissen
Berühmt, im Kreis der Philosophen sitzen,

   

Blanc 130

Nachdem das Aug' ich etwas mehr erhoben,
Sah' ich den Meister derer die da wissen,
Inmitten philosoph'scher Schüler sitzen.

   

Bartsch 130

Als ich ein wenig höher hob die Brauen,
Konnt' ich den Meister Aller, die da weise,
Umringt von Philosophenschülern schauen;

   

Gildemeister 130

Als ich die Stirn erhob und weiter sah,
Schaut' ich den Meister derer, welche wissen,
Im Philosophenkreise saß er da.

   

Zoozmann 130

Und als ich weiter durch die Runde sah,
Bemerkt ich froh den König aller Weisen
In philosophischer Umgebung da,

   

Vossler 130

Als ich den Blick ein wenig höher warf,
sah ich den Meister aller Wissenden
im Kreis der Philosophenschüler sitzen.

   

Gmelin 130

Als ich die Brauen hob ein wenig höher,
Sah ich den Meister derer, die da wissen,
In einem Kreis von Philosophen sitzen.

   

von Wartburg 130

Als ich ein wenig mehr die Lider aufschlug,
sah ich den Meister jener, die da wissen,
im Kreis der edlen Philosophen sitzen.

     
     

DANTE 133

 

Tutti lo miran, tutti onor gli fanno:
Quivi vid'io e Socrate e Platone,
Che innanzi agli altri più presso gli stanno.

   

Streckfuß 133

Sie all' ihn hoch zu ehren sehr beflissen;
Den Plato ihm zunächst und Sokrates,
Die dort den Sitz vor Andern an sich rissen.

   

Philaletes 133

Ihm, die Bewundrung, die Verehrung aller;
Dort sah ich ferner Sokrates und Plato,
Die vor den andern ihm am nächsten stehen;

   

Blanc 133

Sie sehen all' auf ihn und huld'gen ihm.
Dort sah den Sokrates, den Plato ich,
Die vor den andern ihm am nächsten stehn;

   

Bartsch 133

Vereint sie all' in seinem Ruhm und Preise.
Hier sah ich Plato, sah den Sokrates,
Am nächsten sie vor andern ihm im Kreise;

   

Gildemeister 133

Ein jeder ehrt ihn, lauscht wie hingerissen;
Und Plato sah ich, sah den Socrates
Vor allen übrigen um ihn beflissen.

   

Zoozmann 133

Den allen ehren und bewundernd preisen.
Zunächst ihm sah ich meinem Blick sich bieten
Plato und Sokrates; auch - der das Kreisen

   

Vossler 133

Ihn ehren alle, ihn bewundern alle.
Da sah ich Sokrates und Plato auch,
die ihm am nächsten vor den andern stehn.

   

Gmelin 133

Alle bewundern ihn, es ehrt ihn jeder.
Dort konnt ich Sokrates und Plato sehen,
Die ihm vor allen andern nahe standen.

   

von Wartburg 133

Es schauen alle auf zu ihm, verehren ihn.
Da sah ich auch noch Sokrates und Plato,
die vor den andern, näher bei ihm stehen.

   

   

DANTE 136

 

Democrito, che il mondo a caso pone,
Diogenes, Anassagora e Tale,
Empedoclès. Eraclito e Zenone;

   

Streckfuß 136

Den Anaxagoras, Diogenes,
Den Demokrit, deß Welt der Zufall machte,
Den Zeno, Heraklid, Empedokles.

   

Philalets 136

Demokrit, der die Welt dem Zufall zuschreibt,
Empedokles, Diogenes und Thales,
Anaxagoras, Heraklit und Zeno.

   

Blanc 136

Demokritus, dem zufällig die Welt scheint,
Diogen, Anaxagoras und Thales,
Empedokles und Heraklit und Zeno;

   

Bartsch 136

Sah Diogenen und Empedokles,
Sah, dem die Welt ein Zufall, Demokriten,
Den Pflanzenforscher Dioskorides,

   

Gildemeister 136

Und Anaxagoras, Diogenes
Und Democrit, dem Zufall Gott vertreten,
Zeno und Heraclit, Empedocles,

   

Zoozmann 136

Der Welt dem Zufall zuschreibt - Demokriten!
Thales und Zeno, Anaxagoras,
Tullius, Diogenes und Herakliten;

   

Vossler 136

Und Demokrit, der Zufall sieht in allem,
Diogenes und Thales, Anaxagoras,
Empedokles, Zenon und Heraklit,

   

Gmelin 136

Demokritus, für den die Welt ein Zufall,
Diogenes, Anaxagoras und Thales,
Empedokles und Heraklit und Zeno.

   

von Wartburg 136

Und Demokrit, dem Zufall schuf die Welt,
Diogenes, Anaxagoras und Thales,
Empedokles und Heraklit und Zeno,

   

     

DANTE 139

 

E vidi il buono accoglitor del quale,
Dïoscoride dico; e vidi Orfeo,
E Tullio e Lino e Seneca morale;

 

Streckfuß

139

Ihn, der ans Licht der Pflanzen Kräfte brächte,
Den Dioskorides, den Orpheus dann,
Den Seneka, der Schmerz und Lust verlachte.

 

Philaletes

139

Ich sah der Qualitäten wackren Sammler,
Den Dioskorides, auch Orpheus, Tullius,
Linus und Seneca, den Moralisten,

 

Blanc

139

Der Pflanzen Eigenschaften Forscher sah' ich
Dioskorides, mein' ich, Orpheus, Tullius,
Den Moralisten Seneka und Linus,

 

Bartsch

139

Zeno, Averroës, des Stagiriten
Erklärer, Orpheus, Anaxagoras,
Sah Ptolemäus, Linus, Herakliten,

 

Gildemeister

139

Und Dioscorides, der Qualitäten
Verdienten Sammler sah ich, Orpheus dann,
Seneca, Linus, Tullius den beredten.

 

Zoozmann

139

Auch den, der Heilkraft aus den Pflanzen las,
Den Dioskorides; Empedokles,
Den Orpheus und den Schatten Senecas,

 

Vossler

139

ich sah den Kenner des natürlich Eignen,
den Artzt Dioskorides, und sah den Orpheus,
den Tullius, Linus, Seneca Moralis

 

Gmelin

139

Ich sah den, der die Eigenschaften kannte,
Ich meine Dioskorides, und Orpheus,
Und Tullius, Linus, Seneca, den Weisen,

 

von Wartburg

139

Und sah den Kenner aller Eigenschaften,
Dioskorides mein' ich, und sah Orpheus,
Tullius, Linus, Seneca, den Stoiker.

 

 

DANTE 142

 

Euclide geomètra e Tolomeo,
Ippocrate, Avicenna e Galïeno:
Averroìs, che il gran commento feo.

 

Streckfuß

142

Auch Ptolemäus kam, Euklid heran,
So auch Averrhoes, der, seinen Weisen,
Erklärend, selbst der Weisheit Ruhm gewann.

 

Philaletes

142

Euclid, den Geometer, Ptolomäus,
Hippokrates, Gallienus, Avicenna,
Averoes, den großen Kommentator;

 

Blanc

142

Euklid, den Geometer, Ptolemäus,
Hippokrates, Galen und Avicenna,
Averroës, den großen Commentator.

 

Bartsch

142

Thales, Eukliden, der die Flächen maß,
Sah Avicenna, Hippokrat, Galenen,
Sah Tullius und die Strenge Seneca's.

 

Gildemeister

142

Euclid mit Ptolemäus trat heran,
Hippocrates, Avicenna mit Galenen,
Avveroës, der schriftgelehrte Mann.

 

Zoozmann

142

Des Moralisten. Auch Hippokrates,
Linus, Euklid, Galen und Avicennen;
Den Kommentator, den Averroes,

 

Vossler

142

Euklid, den Geometer, Ptolemäus,
Hippokrates, Galen und Avicenna,
Avérroes, den großen Kommentator.

 

Gmelin

142

Euklid, den Geometer, Ptolemäus,
Hippokrates, Galien und Avicenna,
Averroës, den großen Kommentator.

 

Wartburg

142

Euklid, den Geometer, Ptolemäus,
Hippokrates, Avicenna, Galienus,
Averroës, den großen Kommentator.

 

 

DANTE 145

 

Io non posso ritrar di tutti appieno,
Perocchè sì mi caccia il lungo tema,
Che molte volte al fatto il dir vien meno.

 

Streckfuß

145

Doch nicht vermag ich Jeden hier zu preisen,
Denn also drängt des Stoffes Größe mich,
Das ihren Dienst mir kaum die Wort' erweisen.

 

Philaletes

145

Ich kann sie alle hier nicht wiederholen,
Weil mich des Stoffes Fülle so bedränget,
Das hinter dem Gescheh'nen oft das Wort bleibt.

 

Blanc

145

Ich kann von allen nicht ausführlich reden,
Weil so der große Gegenstand mich treibt,
Daß gegen ihn die Rede oft zurückbleibt.

 

Bartsch

145

Eingehend sprechen kann ich nicht von Jenen;
Des Stoffes Größe heißt so kurz mich sein,
Daß oft mein Wort nicht nachkommt dem Geschehnen.

 

Gildemeister

145

Ich kann nicht reden voll von allen jenen;
Denn also jagt mein großes Thema mich,
Daß oft das Wort nicht nachkömmt dem Geschehnen.

 

Zoozmann

145

Und Ptolomäus - : alle hier zu nennen,
Verhindert meines Stoffes Fülle mich,
Und vom Erlebnis muß das Wort sich trennen.

 

Vossler

145

Ich kann nicht alle zur Genüge schildern,
der reiche Gegenstand bedrängt micch so,
Daß oft mein Wort die Sache nicht mehr faßt.

 

Gmelin

145

Nicht alle kann ich hier erschöpfend schildern,
Denn also treibet mich die große Sache,
Daß oftmals mir die Worte fehlen müssen.

 

von Wartburg

145

Nicht alle kann ich hier erschöpfend schildern,
der große Gegenstand treibt mich zur Eile,
daß oft die Worte nicht dem Stoff genügen.

 

 

DANTE
148-51

 

 

La sesta compagnia in due si scema;
Per altra via mi mena il savio duca,
Fuor della queta, nell'aura che trema;

E vengo in parte ove non è che luca.

 

Streckfuß

148-51

Um Zwei verminderte die Sechszahl sich;
Mich führt' auf anderm Weg mein weiser Leiter
Dahin, wo Stille lautem Tosen wich,

Und dorthin, wo nichts leuchtet, schritt ich weiter.

 

Philaletes

148-51

Die Schar der Sechse mindert sich auf zweie,
Und aus der Stille führt mein weiser Leiter
Durch andern Weg mich in der Lüfte Zittern

Zu einer Stätte, wo kein Schimmer hindringt.

 

Blanc

148-51

Von sechsen, die wir waren, blieben zwei nur.
Auf anderm Wege führt der weise Dichter,
Mich aus der ruh'gen Luft in die da bebet,

In eine Gegend wo nichts ist was leuchtet.

 

Bartsch

148-51

Die Dichtersechszahl schmilzt auf zwei nun ein:
Mich führt auf anderm Pfad mein weiser Leiter
Aus stiller Luft in bebende hinein,

Und wo kein Schimmer hindringt, schritt ich weiter.

 

Gildemeister

148-51

Die Schar der sechs verengt auf zweie sich;
Aus stiller Luft in zitternde geleitet
Auf andrem Weg der weise Führer mich,

Dahin wo nichts mehr ist, was Licht verbreitet.

 

Zoozmann

148-51

Auf zwei beschränkte jetzt die Sechszahl sich,
Weil mich auf anderm Pfad mein weiser Leiter
Entführte, wo statt Säuseln Sturmwind strich,

Dahin, wo nichts mehr hell ist oder heiter.

 

Vossler

148-51

Vom Kreis der Sechse lösen sich nun zwei.
Auf andrem Wege bringt der Meister mich
aus stiller Klarheit in erregte Luft

in eine Gegend, wo nichts Helles ist.

 

Gmelin

148-51

Aus Sechsen sind wir wieder Zwei geworden.
Auf andrem Wege führt der weise Führer
Mich aus der Stille in die lauten Lüfte,

Und ich kam dorthin, wo kein Licht mehr leuchtet.

 

von Wartburg

148-51

Aus sechsen sind nun wieder zwei geworden,
auf anderm Weg führt mich der weise Lenker
aus dieser Ruh in die durchbebte Luft,

Und dorthin komm' ich, wo kein Leuchten ist.

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